Rundwanderung am Kallmuther Bleiberg

Eifel, Römer, Bleibergbau –

eine Rundwanderung am Kallmuther Bleiberg

Eine Vorstellung der Wanderung von Alois Goffart, Wanderführer

Streckenlänge 12 km

mit drei längeren Anstiegen, solide Kondition erforderlich.

Am 2.März 2022 machten sich 13 wanderfreudige Mitglieder der Ortsgruppe Simmerath im Eifelverein auf den Weg nach Kallmuth, dem Start- und Zielpunkt dieser Wanderung. Auf dem Hinweg ergoss strahlender Sonnenschein über die Landschaften vorbei am Rursee, die Herhahner Landschaft, das Gemünder Tal der Olef und die Wallenthaler Höhe zu einer Genussfahrt. Ab dieser Höhe rückte der Bleiberg ins Bild, unser Wanderterrain heute, so dass Interesse und Spannung für den Tag heute neugierige und frohe Erwartungen lockten.

 

Angekommen in Kallmuth stellten wir die Autos am Parkplatz an der „Georgswiese“ ab. Hier waren wir sofort zentral im Dorf, am Friedhof mit seiner gepflegten Gestaltung, dem Burghaus mit seinem Treppengiebel und der Wallfahrtskirche St. Georg. Dort wird die Schmerzhafte Mutter verehrt, zu der seit langem Wallfahrten stattfinden. Alte Fachwerkhäuser waren im Ort häufiger zu entdecken, erklärend auch einige Informationstafeln zu Besonderheiten. Wissenswert auch, dass in Kallmuth am 1. Mai der Sankt Georgsritt stattfindet mit Fußgängern und Reitern in einer Prozession, die zu einer hl. Messe im Freien führt und nach der dann im Dorf gefeiert wird.

Da wir quer durch das Dorf mussten, gab es reichlich zu schauen und auszutauschen, nicht zuletzt auch, weil unserer Pfarrer Stoffels hier geboren und aufgewachsen ist, unser ehemaliger Pfarrer Matzerath hier Pfarrer war, bevor er dieses Amt in Simmerath übernahm. – Aus dem Ort herausgehend war uns vollkommen klar, dass Kallmuth doch nicht der aus der TV-Serie „Mord mit Aussicht“ bekannte Ort Hengasch sein kann, was allerdings von vielen penetrant behauptet wird. Verschiedene Szenen der Serie wurden allerdings wohl hier gedreht. Ohne Scherz: Kallmuth-Hengasch ist in Google Maps - zwar in privater Verwendung – aber immerhin notiert.

Durch die Dorfstraßen zum Weg am Kallmuther Bach hinabgehend begegneten wir nach ca. 600 m an der Landstraße einem unübersehbaren römischen Legionär, der - der arme Kerl – aus rostigem Stahl geschnitten dauerhaft seinen Arm ausgestreckt hält und so auf ein Gebäude am Wegrand hinwies. Bei genauem Hinsehen ging uns auf, dass dieses ein Schutzbau war. Die Erklärungstafel nebenan löste dann alle Fragen auf, standen wir doch vor einer römischen Brunnenstube, die seinerzeit das Wasser vor dem Versickern und Verrinnen auffing und ins nahe Veytal führte. Von dort aus speiste es dann mit Wassern aus mehreren anderen Quellen (u. a. dem vom Grünen Pütz bei Nettersheim) die römische Wasserleitung für das antike Köln.   

Hinter dem Schutzhäuschen dieser Brunnenstube führt eine lange Treppe hoch zum Wanderweg 5, dem wir dann nach rechts folgten, zunächst zur Landstraße zurück. Unterhalb dieser Kreuzung von Straße und Wegen leitete dann der 5er bergan steigend in den Wald. Er steigt länger an, führte uns an seinem höchsten Punkt im Wald dann rechts abwärts. Ihm folgten wir bis zum Ende der Waldpassage, an der sich dann etwas überraschend ein weiter Blick über Wiesen und ein Tal auftaten.

Dieser Blick lud ein zu Betrachtungsminuten über das sich lang hinziehende Veytal. Um den Blick noch zu weiten wanderten wir bis auf den nahen Hügel, der im Wiesengelände vor uns lag, den Eulenberg, auffallend erkennbar an dem hohen Kreuz, das dort aufgebaut ist. Hier hielten die verschiedenen Aussichten uns eine ganze Zeit lang fest. Steile Hänge, Wälder, Felder und Dörfer ließen Erinnerungen an schwarzwaldähnliche Landschaften aufkommen. Gegenüber grüßten das nahe der Kakushöhle gelegene Dorf Weyer und seine gut sichtbare Kirche zu uns hinüber.

Unser weiterer Weg blieb zunächst noch knappe 2 km der 5er auf der westlichen Seite des Veytals, zunächst abfallend, dann ansteigend und zuletzt recht eben und parallel zum Veytal. Er bot öfters eine Bank zum Rasten und Schauen an. Unsere Blicke waren immer wieder auf das Veytal gerichtet, das mit seinen weiten Gegenhängen und seiner Gestaltung wunderschöne Kulissen zur Wanderung beitrug.

Fast schade, dass schließlich ein Wald den Blick versperrte. Doch ohnehin endete für uns unser Anteil am Weg Nr. 5, als er an einer Wegegabelung geradeaus Höhe verlor. Unser Weg wandte sich nun ca. 90 Grad nach links, ging auch auf Asphalt über und führte weiter Richtung Lorbach.

Der Aufstieg zum Dorf Lorbach auf unserem Weg führte leicht oberhalb eines Bachtales, dem des Lorbachs, entlang sehenswerter Landschaft.

Nach der Mittagsstärkung führte unser Weg durch Felder und ab Ortsbeginn die Michael-Schumacher-Straße hinauf ins Dorf. Hier und da konnten wir ein Fachwerkhaus bewundern und den Kontext der Muscheldekore am Ehrenmal hinterfragen. Schließlich war der Anstieg sehr steil,als er uns an die Kallmuther Straße führte. Diese überquerten wir, stiegen geradeaus weiter über den Urholzer Weg an bis zum Bauernhof auf der linken Seite.

Hier bogen wir rechts ab, folgten dem nun ebenen asphaltierten Weg über die erste Kreuzung hinaus weiter bis zum 465 m hoch gelegenen Galgenück (vermutliche ehemalige Richtstätte), einem kaum noch zu überbietendem Eifelblick, - leicht zu orten durch die Bänke am Wegrand links und der Erklärungstafel rechts.

Wir hielten uns länger an dieser exponierten Stelle auf, um die überwältigende Aussicht zu genießen und nach und nach ungefähr zu bestimmen, was in diesem Blick wie aus der Vogelperspektive zu erkennen war. Das Kraftwerk Weisweiler mit seinen Dampfwolken machten wir weit westwärts aus, die Sophienhöhe, die Kölner Bucht und über sie hinaus die Niederrheinische Bucht, die Kraftwerke im Raum Bergheim/Bedburg, die Zülpicher Börde, nach Osten die näher gelegenen Gebiete der dortigen Eifel, schließlich die Vulkaneifel und der Eifel höchste Erhebung, die mit 747 m Hohe Acht. Diese Weitblicke waren fast ein Überangebot für eine Pause; aber irgendwann ermüdet das Auge, zudem hat eine Wanderung ja auch ihren Rhythmus, aus dem man nicht ganz herauskommen möchte.

So gingen wir dann, prall gefüllt der Eindrücke und mancher Erinnerungen unseren Weg weiter. *Alternative zum Weiterwandern s. u.)

Wir gingen nun bis zur letzten Kreuzung zurück, bogen rechts ab und an der bald folgenden Kreuzung wieder rechts. Ziemlich kurz vor uns lag dann eine Waldspitze, an der drei Wege zusammenkommen. Der Linke, der Wanderweg Nr. 4 führte uns weiter. Ihm folgten wir am Wald- und Wiesenrande vorbei bis zum Ende der Wiesenlandschaft. Dort hielt eine Schranke uns auf, auch ein Anschlag zum Verbot, militärisches Gelände zu betreten. – Wir haben uns nicht von der Schranke und den Verbotsschildern irritieren lassen; sie beziehen sich auf das ehemalige Mechernicher Militärgelände rechts, das unseren Weg Nr. 4 zum Bleiberg nicht betraf. Also folgten wir geradeaus dem Weg in den Wald, gingen an der Kreuzung geradeaus weiter, bogen an der 2. Abbiegung nach rechts ab, bald dann wieder links. Nun erreicht der 4er nach wenigen Metern eine größere Lichtung mit einer großen Antenne und dem zugehörigen Gerätehaus.

Wir befanden uns hier auf dem Bleiberg, von Kiefernwald bewachsen und Kieswegen durchzogen. Ein Aussichtspunkt links zog unser Interesse an, und tatsächlich schauten wir in tiefe Schluchten, kantige Felsen und farbenreiche Böschungen. Hier offenbarten sich die übriggelassenen Reste des Bleibergbaus an dieser Stelle. Im Vordergrund bot sich ein weiter Blick über die Landschaften bei Scheven und Dottel an, am Horizont begrenzt von dem Höhenrücken Wallenthal – Keldenich. Lediglich die Gewerbeanlagen von Kall und das raumgreifende Werk von Pappstar störten den harmonischen Blick dorthin. Nach Nordwesten bot sich ein ebenfalls weiter Blick, hier auf die Orte Voissel und Bleibuir.

Schon die Römer sollen hier vor 2000 Jahren nach Blei geschürft haben. Seitdem hat sich die Suche nach diesem Erz über die Geschichte erhalten, schon lange unter Tage. Im Laufe der Geschichte haben nicht nur qualifizierte und legitimierte Gruppen nach Blei gesucht, auch die anderen versuchten mit diesem Metall Gewinn zu machen. Der Preis für zu unkontrollierten Umgang mit diesem Metall führte zu nachhaltigen Schäden. Die mit Bleistaub angereicherte Luft nehmen Haut und Lunge auf. Staub in der Luft, belastetes Wasser und auch der Boden verdichteten die Gefahr für Pflanzen, Mensch und Tier, Bleisubstanzen aufzunehmen. Folglich gibt es eine lange Liste von Schädigungen und Krankheiten, die durch Blei im Körper verursacht werden, Lungenkrankheiten, rückläufige Intelligenz und Bleivergiftungen teils bis zum Tod, um nur einige wenige zu nennen. So ist aufgrund des Abbaus und seiner Geschichte wohl die Gegend des Bleiabbaus insgesamt belastet, was heute sensibel beobachtet und begutachtet wird. 1957 stellte man den Bleiabbau dann aus wirtschaftlichen Gründen ein, obschon angeblich noch erhebliche Mengen des Erzes hier im Boden schlummern. „Im Kreis Euskirchen liegt im Bereich Mechernich-Kall die größte Bleierzlagerstätte Europas“, veröffentlicht der Kreis Euskirchen auf seiner Internetseite.

Von dieser interessanten Aussichtsstelle angetan, vom Wissen über die spezifischen Problematiken hier beeindruckt, gingen wir unseren Weg Nr. 4 nun wieder ein Stück zurück, bogen ihm folgend nach rechts ab, nach einem kurzen abfallenden Stück an der nächsten Kreuzung wieder rechts entlang des Sperrzaunes mit häufigen Verbotshinweisen zum Betreten der ehemaligen Abbauflächen. Als wir die Wiesen erreichten, galt es noch ein letztes Mal für heute den inneren Schweinhund zu zähmen, sahen wir doch nun das vor uns liegende Steigstück zum Pflugberg.

Das erfolgreich geschafft stiegen wir ruhigen Schrittes entlang des Waldrandes an, bald rechts über den Wiesenweg hoch auf den Pflugberg.

Dieser 497m hohe Berg bot noch einmal eine grandiose Aussicht, u.a. quasi einen Rückblick über unseren Tag heute.  Weiter führte der Weg abwärts, von der Weggabelung mit der Bank an asphaltiert. Auch diese Passage bot eine Rückschau auf wunderschöne Weitblicke heute, teils auch neue Ausblicke auf die von dort südlich gelegenen Umgebungen von Weyrer Wald und Hahnenberg. Das war nochmals heute ein Lockruf für einen Urlaub in diesen stillen, noch ganz natürlich wirkenden Tälern, Hanglagen und Dörfern.

In unserem Abstieg löste sich ein Grasweg in spitzem Winkel nach rechts ab (s. Foto). Ihm folgten wir, bis wir auf die Lorbacher Straße stießen und Kallmuth unterhalb der Straße erkannten. Links ab führte uns eine kleine Straße in den Ort. Vor der Kirche bogen wir rechts ab und gingen entlang ihrer Längsseite. Vor uns lag der Friedhof, an dessen unteren Seite unsere PKWs ja auf dem Parkplatz „Georgswiese“ abgestellt waren.

Diese sehr interessante Wanderung hat in besonderem Maße ihre verschiedenen Reize, je nach dem wann man dort wandern will.

- Ende April/Anfang Mai im anbrechenden Frühling

- zur Sommerzeit       

- im bunten Herbst Ende Oktober

- in ihrem Winterbild (wie bei unserer Tour hier 2022)

* Hier kann die Wanderung deutlich abgekürzt und ein kräftiger weiterer Höhenanstieg vermieden werden: Man geht zurück zum Bauernhof, folgt geradeaus weiter den Weg, (heißt nun „Unter den Eichen“) und biegt erst ab, wenn die die Straße „Pflugberg“ erreicht ist. Diesem Weg folgen, bis er auf einen asphaltierten Weg stößt. Diesen überqueren in den Grasweg gerade aus. Nach wenigen hundert Metern trefft ihr auf die „Lorbacher Straße“. Von hier aus seht ihr das Dorf Kallmuth gleich unterhalb der Straße liegen, geht zur Kirche, und biegt rechts ab an der Längsseite der Kirche und dem Friedhof vorbei zum Parkplatz, der „Georgswiese“. Dieses Wegstück vom Galgenück fast geradeaus zurück nach Kallmuth ist etwa 3,5 km lang, damit die Gesamtwanderung so abgekürzt ca. 8,5 km.

OG Simmerath e.V.

Bickerather Str 36
52152 Simmerath

info@eifelverein-simmerath.de

Tel. +49 2473 938781


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